Dienstag, 27. Juli 2010

FILM // UP IN THE AIR

http://www.stylemag-online.net/2010/07/27/„up-in-the-air“-clooney-sammelt-meilen/






















Ryan Bingham (George Clooney) ist ein Profi, wenn es darum geht, einen Trolley effizient zu packen: Nur das Nötigste, perfekt auf Bügelfalte zusammengelegt, die vielen Magnet-, Scheck-, Mitglieds- und Premium-Mitgliedskarten immer griffbereit. Mit einer ausgeklügelten Choreografie schlängelt er sich, adrett im dunklen Anzug und beinahe tänzerisch durch den Flughafen, jongliert seinen kleinen Rollkoffer vorbei an den Warteschlangen zum bevorzugten Check-In. Man mag es kaum glauben, dass es solche Jobs gibt, aber Bingham ist ein professioneller 'Kündiger'. Firmen, die sich nicht in der Lage sehen, diese unliebsame Arbeit selbst zu tun, engagieren jemanden, der die Arbeitslosen in spe schonend beseitigt und von rechtlichen Schritten abrät. Bingham liebt seinen Job. Die immer gleichen Floskeln, sein sauberes Image und vor allem das Reisen. Sein ganz persönliches Ziel liegt in einer absurden Zahl von Meilen, die er durchs Fliegen fleißig sammelt. Nebenbei gibt er Seminare, wie man sich von seinem Ballast befreit – dem materiellen, wie auch dem Ballast aus sozialen Beziehungen. Seine Panik vor Sesshaftigkeit wird deutlich, als Bingham in seine Wohnung kommt, die den gleichen unpersönlichen Charme eines Hotelzimmers hat, mit den gleichen Miniatur-Jack-Daniels-Flaschen im Kühlschrank, wie man sie aus der Minibar kennt. An irgendeiner Hotelbar in irgendeiner mittelgroßen amerikanischen Durchschnittsstadt lernt er schließlich die Gleichgesinnte Alex (Vera Farmiga) kennen. Von ihrer jeweiligen Magnetkartenvielfalt und Meilensammlung beeindruckt, beginnen sie eine Affäre – sofern es der enge Timetable zulässt. Plötzlich sieht Bingham sich durch eine neue Kollegin bedroht, die sich einbildet, seinen geliebten Job digitalisieren zu können und somit seinem Nomaden-Dasein ein Ende zu bereiten. Schließlich könne man die gesamten Reisekosten sparen, wenn man die Arbeitnehmer am Bildschirm entlässt. Um diese Gefahr auszuräumen soll er das ehrgeizige, junge Ding mit auf eine Kündigungsreise nehmen. Als er sich bei der Hochzeit seiner kleinen Schwester, mitten in der Überzeugungsarbeit gegen die Jobumstrukturierungen befindet, überschlagen die Ereignisse und Binghams bisher zufriedenes Selbstbild bröckelt. Ein bisschen spät.
Regisseur Jason Reitman gelingt eine witzige wie nachdenklich machende Tragikomödie mit der gestochen scharfen Karikatur eines routinierten Außendienstlers, für dessen seltsame Schwächen man Empathie hegt – nicht zuletzt dank eines aalglatt-charmanten George Clooneys.
Jason Reitmans „Up in the Air“ ist jetzt auf DVD erschienen
www.theupintheairmovie.com/intl/de/

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