Montag, 8. November 2010

FILM // FOOD, INC.



http://www.stylemag-online.net/2010/11/08/food-inc-was-essen-wir-wirklich/

























Das fälschliche Bild des Farmers in Amerika brennt sich mit beinahe jeder Lebensmittelverpackung in die Köpfe der Verbraucher – zu einem niedlichen Häuschen mit Spitzdach, auf einem grünen Hügel mit Bäumchen und glücklich lächelnder Kuh davor stilisiert. Auch wenn den meisten klar ist, dass Massentierhaltung anders aussieht. Aber 'die Firmen wollen nicht, dass wir wissen, was wir essen. Wollen nicht, dass die Bauern reden,' so die bedrohliche Einleitung in die Oskar nominierte Dokumentation 'Food, Inc.' von Regisseur Robert Kenner und den Journalisten Eric Schlosser und Michael Pollan. Die Anmutung eines Kriminalromans ist nicht zufällig, tatsächlich liegt die industrielle Lebensmittelproduktion in der Macht einiger weniger Firmen, die ihre 'Rohstoffzulieferer' (Bauern) unter strenger, detektivischer Kontrolle haben. Aus ehemals tausenden Schlachtereien in den USA der 1970er Jahre wurden 13 große. Man sieht riesige quadratische Felder um eine dampfende Fabrik angelegt, die schmutzigbraunen Rinder heben sich farblich nicht von dem Boden ab, auf dem sie weiden und verstört durcheinander laufen, man meint den visuellen Verwesungsgeruch wahrzunehmen. Ähnlich sieht es in der Geflügelproduktion aus. Nur eine Farmerin ließ das Kamerateam in ihren Hühnerstall. Das Gefühl, das hier etwas schief läuft ist größer als die Angst ihren Vertrag mit dem Großproduzenten Tyson zu verlieren (und so kommt es nach dem Dreh auch). Die in zu kurzer Lebenszeit viel zu schwer gemästeten Tiere können sich nicht aufrecht halten, nach einem Schritt plumpsen sie hin, liegen in ihrem eigenen Kot, viele werden zertrampelt. Annäherndes mag der Zuschauer erwartet haben. Zumindest der, der sich schon immer darüber wunderte, wie Fastfoodketten so günstige Mahlzeiten verkaufen können. Wie gefährlich billige Nahrung sein kann, zeigt der Fall des zweijährigen Kevin, der nach dem Verzehr eines Burgers an einer Infektion mit E.Coli-Bakterien starb. Auf den Spuren der Nahrungsmittelkette stellt Regisseur Kenner fest: 'Und immer lande ich auf einem Maisfeld in Iowa.' Von hier kommt das billige, genmanipulierte Futter für die Rinder, die eigentlich Grasfresser sind, vom Mais krank werden und wiederum Antibiotika gegen E.Coli bekommen – ein Kreislauf, dessen Rattenschwanz auf unserem Teller landet. Der Abspann durchbricht die lähmende Hilflosigkeit mit den Worten: 'Sie können über Veränderungen dieses Systems abstimmen. Drei mal am Tag.'

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