Dienstag, 9. März 2010

FILM // THE COVE


http://www.stylemag-online.net/2010/03/09/and-the-oscar-goes-to-„the-cove“/





























'Ein lächelnder Delphin ist die größte Täuschung der Natur' sagt Ric O’Barry, Trainer der fünf Delfine für die erfolgreiche, amerikanische Serie 'Flipper' aus den 1960er Jahren. Zehn Jahre hat er damit sein Geld verdient, es in neue Porsches gesteckt, bis er verstand, dass die Tiere in ihren Käfigen verenden. Sie können sogar Selbstmord begehen, wenn sie es nicht mehr aushalten, indem sie ihre Atmung stoppen – so hat es O’Barry schon erlebt. Seit diesem Vorfall vor 38 Jahren befreit er Delfine auf der ganzen Welt und landet dafür mehrmals jährlich im Gefängnis.
Er hatte nie vor, Aktivist zu werden, doch er fühlte sich irgendwie verantwortlich, weil die Fernsehserie dieses Multimilliardendollargeschäft mit Delfinarien ins Rollen gebracht hat: Delfine streicheln, mit ihnen schwimmen, sie zu Tode lieben. Für sein jüngstes, größtes Projekt suchte er sich mediale Unterstützung durch den Dokumentarfilmer Louie Psihoyos, denn die Leute glauben eben nur, was sie sehen.
Der Regisseur folgt O’Barry nach Taijin, Japan. Dort angelangt überkommen ihn zunächst Zweifel an O’Barrys Zurechnungsfähigkeit. Mit einem Mundschutz maskiert und unter Verfolgungsangst fahren sie ins Hotel. Doch O’Barry ist nicht paranoid, sondern tatsächlich zu bekannt und nicht willkommen in diesem bizarren Ort. 'Man könnte denken, die Stadt liebt Delfine und Wale', erklärt er. 'Das gesamte Stadtbild ist geprägt von Delfinstatuen, lachenden Delfinen an den Fassaden, sogar Booten in Delfinform. Doch in einer geheimen Bucht von Taijin findet jährlich das größte Massenschlachten von Delfinen statt.'
Mit langen Eisenstangen treiben die Fischer die Delfine in eine Bucht, indem sie auf die Stangen schlagen und eine Wand aus Lärm bilden. Die geräuschempfindlichen Tiere werden mit Netzen eingesperrt. Dort suchen sich Delfintrainer weibliche, junge Exemplare für ihre Delfinparks auf der ganzen Welt aus. Die übrigen werden in eine andere Bucht gebracht und geschlachtet. Es sind 23.000 jedes Jahr in Japan.
O’Barry hat schon einige Nachrichtensender und Tierschützer auf die Bucht aufmerksam gemacht, es ist jedoch niemals gelungen, Fotos zu machen und etwas zu dokumentieren, denn die Bucht gleicht einer Festung, aus Felsen, Zäunen, Stacheldraht und Wachposten. Regisseur Psihoyos trommelt Spezialisten, Techniker und Freitaucher nach dem „Ocean’s Eleven“-Prinzip zusammen. Bei einer zweiten Nachtmission gelingt es schließlich, getarnte Kameras in den Felsen und unter Wasser zu installieren. Was diese im Anschluss zeigen, ist kaum zu beschreiben. Die so genannten Fischer stechen von ihren Booten aus immer wieder mit langen Speeren in die zappelnden, schreienden Tiere, während sich das Wasser in der gesamten Bucht blutrot färbt.
'The Cove – Die Bucht' ist kein gewöhnlicher Dokumentarfilm geworden, sondern ein politisch-moralischer Aufklärungsfilm, unter lebensbedrohlichen Umständen gedreht und dadurch spannender als jeder fiktionale Actionfilm. Der Erfolg zeigte sich in den direkten Reaktionen auf den Film: so trat der japanische Vorstand der internationalen Walfang-Kommission zurück, das quecksilberverseuchte Delfinfleisch verschwand vom Speiseplan der Schulen in Japan und der Film erhielt in der Kategorie 'Bester Dokumentarfilm' einen Oscar! Wer es im letzten Herbst nicht ins Kino geschafft hat, sollte den Film auf DVD schauen – ab Donnerstag.
www.thecovemovie.com

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