Montag, 15. März 2010

ART // BRANDENBURGS BONKERS

http://www.stylemag-online.net/2010/03/15/brandenburgs-bonkers-in-der-cfa/











































































Alle Künstler, Kunstinteressierten und selbst zu Kunstwerken Verwandelte stürmten am Freitag die Contemporary Fine Arts Gallery am Kupfergraben in Berlin und demonstrierten einen Besucherrekord. Der Anlass: Marc Brandenburgs neue Ausstellung 'Bonkers'. Titelmotiv der neuen Werkschau ist ein Fußballfan mit zahlreichen Schals und Emblemen auf der Jacke, ein detailverliebtes und präzise herausgearbeitetes Portrait in Brandenburgs typischer Fotonegativ-Anmut. Unter den Zeichnungen, die alle farblos mit Bleistift und Graphit auf Papier auskommen, finden sich perfektionistische menschliche Motive, wie zum Beispiel Michael Jackson, der gleich in zwei unterschiedlichen Versionen ausgestellt war, aber auch fließende, abstrakte Gemälde. Alle Werke bestechen durch ihre unglaublich penible Präzision und verführen ganz nah zu kommen, um die einzelnen Schraffierungen und Linien zu entziffern. Die flüchtigen, gestochen scharfen 'Momentaufnahmen' hinterlassen eine teilweise düstere, immer aber beeindruckend lebendige Empfindung. Brandenburg jedenfalls schien sich zwischen seinen exponierten Werken und Gästen, unter ihnen auch das Künstlerpaar Eva & Adele, wohl zu fühlen und zeigte: zwischen Schwarz und Weiß befindet sich nicht einfach nur Grau.
www.marcbrandenburg.de

MUSIC // ARCHIE BRONSON OUTFIT

http://www.stylemag-online.net/2010/03/15/archie-bronson-outfit-coconut/























Das dritte Album 'Coconut' der Briten Archie Bronson Outfit könnte soundtechnisch auch aus Seattle stammen, wäre da nicht die eindeutige 'Received Pronunciation' in Sam Windetts Gesang. Der Aufmacher 'Magnetic Warrior' klingt viel versprechend, mit ordentlichem Gitarrengeschrammel und Drumbeats, die den Verstärker an die Grenzen treiben. Überhaupt glänzen auch die zwei nächsten Songs 'Shark Tooth' und 'Hoola' mit hübschen, melodischen Hooklines. Einzig schade ist das Übermaß an Vocoder-Verzerrung, das Sams Falsettstimme einen zu synthetischen Klang verleiht, Feinohrhasen würden von zu viel 'Gießkanne' in der Kopfstimme sprechen. Zu dem Saitenlärm und den Speeddrums gesellt sich zwischendurch nettes Keybordgeorgel. Während die ruhigeren Stücke, wie z.B. 'Hunt you down' angenehm sphärisch verhallen, überlappen sich bei den schnellen Stücken die einzelnen Sequenzen und Klangfarben fast bis zum Kopfschmerz. Dazu mischen sich zwischendurch punkige Dreiklänge und der letzte Track 'Run Gospel Singer' – wie auch immer dieser Titel zu verstehen ist – klingt fast nach folkigem Sixties-Sound. Ein energievolles, experimentell-exotisches Album, das sich nach leidenschaftlich entstandenen Aufnahmen anhört und sicher seine Fans findet, spätestens beim nächsten Live-Akt.
archiebronsonoutfit.net

Donnerstag, 11. März 2010

FILM // ALLE ANDEREN

http://www.stylemag-online.net/2010/03/11/„alle-anderen“-dvd-verlosung/




























Ein Pärchen, Anfang 30, auf den ersten Blick sympathisch normal. Er (Lars Eidinger) Architekt, der ein bisschen auf der Stelle tritt, sie (Birgit Minichmayr) mittelmäßig erfolgreich in der Musik-PR. Gitti und Chris. Sie reisen in ihren ersten gemeinsamen Urlaub nach Sardinien, wo Chris’ Eltern ein Ferienhaus haben, vollgestopft mit deutschen Standards.
Die ersten Poolszenen geben eine Vorahnung auf temperament- und peinlichkeitsgeladene Auseinandersetzungen. Schwankend zwischen Leidenschaft und Hass, hangelt sich das Paar durch den schwülen Urlaub und klatscht sich die zirpenden Schmeißfliegen von den schwitzigen Armen. Gitti gibt den Ton an, Chris reagiert, verunsichert oder genervt. Sie Rambo, er Weichwurst.
In die Mikrowelt aus infantilem Spaß, Selbstfindung, Grundsatzdiskussionen und Offenbarungen platzt ein anderes Paar: Ein Kollege von Chris mit seiner Frau. Hans und Sana. Die Anderen. Erfolgreich, ausgeglichen, zufrieden, selbstgefällig.
Gitti ist verunsichert, 'Ich wäre manchmal so gerne anders für Dich.' Sie kauft ein gepunktetes Kleid, wird es aber nicht gegen Shorts und Tank-Top tauschen. Während sie sich krampfhaft abgrenzt, passt Chris sich an. Dabei werden beide Rollen unsympathisch und doch empfindet man Empathie. Beim Grillabend mit dem Vorzeigepärchen spitzt sich die Stimmung exponentiell zu bis die Situation eskaliert, Gitti hat plötzlich ein Messer in der Hand.
Regisseurin Maren Ade zeichnet mit Hilfe ihrer hervorragenden Schauspieler ein sehr feinfühliges Beziehungsgemälde aus der Ameisenperspektive – fast unerträglich realistisch und gleichermaßen faszinierend durch die klebrig intime Nähe zu dieser Zweisamkeit. 'Alle Anderen' erhielt bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin 2009 gleich zwei silberne Bären und ist jetzt auf DVD erhältlich.

'Alle Anderen' von Maren Ade (119 min., FSK 12, inkl. unveröffentlichten Bonusmaterials, alternativem Ende, Outtakes und Interviews.) www.alle-anderen.de

Dienstag, 9. März 2010

FILM // THE COVE


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'Ein lächelnder Delphin ist die größte Täuschung der Natur' sagt Ric O’Barry, Trainer der fünf Delfine für die erfolgreiche, amerikanische Serie 'Flipper' aus den 1960er Jahren. Zehn Jahre hat er damit sein Geld verdient, es in neue Porsches gesteckt, bis er verstand, dass die Tiere in ihren Käfigen verenden. Sie können sogar Selbstmord begehen, wenn sie es nicht mehr aushalten, indem sie ihre Atmung stoppen – so hat es O’Barry schon erlebt. Seit diesem Vorfall vor 38 Jahren befreit er Delfine auf der ganzen Welt und landet dafür mehrmals jährlich im Gefängnis.
Er hatte nie vor, Aktivist zu werden, doch er fühlte sich irgendwie verantwortlich, weil die Fernsehserie dieses Multimilliardendollargeschäft mit Delfinarien ins Rollen gebracht hat: Delfine streicheln, mit ihnen schwimmen, sie zu Tode lieben. Für sein jüngstes, größtes Projekt suchte er sich mediale Unterstützung durch den Dokumentarfilmer Louie Psihoyos, denn die Leute glauben eben nur, was sie sehen.
Der Regisseur folgt O’Barry nach Taijin, Japan. Dort angelangt überkommen ihn zunächst Zweifel an O’Barrys Zurechnungsfähigkeit. Mit einem Mundschutz maskiert und unter Verfolgungsangst fahren sie ins Hotel. Doch O’Barry ist nicht paranoid, sondern tatsächlich zu bekannt und nicht willkommen in diesem bizarren Ort. 'Man könnte denken, die Stadt liebt Delfine und Wale', erklärt er. 'Das gesamte Stadtbild ist geprägt von Delfinstatuen, lachenden Delfinen an den Fassaden, sogar Booten in Delfinform. Doch in einer geheimen Bucht von Taijin findet jährlich das größte Massenschlachten von Delfinen statt.'
Mit langen Eisenstangen treiben die Fischer die Delfine in eine Bucht, indem sie auf die Stangen schlagen und eine Wand aus Lärm bilden. Die geräuschempfindlichen Tiere werden mit Netzen eingesperrt. Dort suchen sich Delfintrainer weibliche, junge Exemplare für ihre Delfinparks auf der ganzen Welt aus. Die übrigen werden in eine andere Bucht gebracht und geschlachtet. Es sind 23.000 jedes Jahr in Japan.
O’Barry hat schon einige Nachrichtensender und Tierschützer auf die Bucht aufmerksam gemacht, es ist jedoch niemals gelungen, Fotos zu machen und etwas zu dokumentieren, denn die Bucht gleicht einer Festung, aus Felsen, Zäunen, Stacheldraht und Wachposten. Regisseur Psihoyos trommelt Spezialisten, Techniker und Freitaucher nach dem „Ocean’s Eleven“-Prinzip zusammen. Bei einer zweiten Nachtmission gelingt es schließlich, getarnte Kameras in den Felsen und unter Wasser zu installieren. Was diese im Anschluss zeigen, ist kaum zu beschreiben. Die so genannten Fischer stechen von ihren Booten aus immer wieder mit langen Speeren in die zappelnden, schreienden Tiere, während sich das Wasser in der gesamten Bucht blutrot färbt.
'The Cove – Die Bucht' ist kein gewöhnlicher Dokumentarfilm geworden, sondern ein politisch-moralischer Aufklärungsfilm, unter lebensbedrohlichen Umständen gedreht und dadurch spannender als jeder fiktionale Actionfilm. Der Erfolg zeigte sich in den direkten Reaktionen auf den Film: so trat der japanische Vorstand der internationalen Walfang-Kommission zurück, das quecksilberverseuchte Delfinfleisch verschwand vom Speiseplan der Schulen in Japan und der Film erhielt in der Kategorie 'Bester Dokumentarfilm' einen Oscar! Wer es im letzten Herbst nicht ins Kino geschafft hat, sollte den Film auf DVD schauen – ab Donnerstag.
www.thecovemovie.com

Freitag, 5. März 2010

PEOPLE // BONNIE

http://www.stylemag-online.net/2010/03/05/friend-of-style-bonnie/











































Vom Hamburger Golden Pudel Club zum Scala und 103 Club in Berlin und jetzt auf unserer Redaktions-Couch – Aleksandra aka Bonnie, DJ und Gründerin von In Love With, ist glücklicherweise gerade in Liebe mit unserer Bürogemeinschaft und wir mit ihr. Nachdem sie Bookings und Promotion für Ed Banger, Modular, DFA, Gomma Records u.a. gemacht hat, gründete sie ihre eigene Künstleragentur und vertritt – getreu ihrem Agentur-Claim – die Künstler, die sie liebt. Zum Beispiel den Actionpainting Club, Blessing, Christian Naujoks, Paris Suit Yourself, die Small Town Girls und viele mehr. Also alles 'very different styles, from disco to Detroit to house to pop and rock and punk', wie sie sagt. Ganz so offen und herzig wie man sie auch hier jetzt kennen lernt. Und manchmal etwas unentschlossen, auch was ihre Antworten auf unsere Fragen betrifft – das mit dem Ghetto haben wir wieder rausgenommen, keine Sorge…
Was machst du?
Musik, Events, Partys, Management, Booking…
Woher kommst du?
Aufgewachsen bin ich in Hamburg. Geboren bin ich in Zielona Gora in Polen. Zielona Gora ist näher an Berlin dran als Hamburg, und ich habe mir vorgenommen, wieder öfters hinzufahren und den Kontakt zu meiner Familie zu pflegen. Ich habe schon einen Stammbaum angelegt bei so einem Onlineportal und suche nach Ur-Ur-Opas und Omas. Und ich suche auch noch nach meinen Sandkastenfreund Maciej Blazejewski. Finde den aber nicht bei facebook. Als ich neulich dachte, dass er das wäre, kam heraus, dass ich einen 16-jährigen Jungen gleichen Namens irgendwo in Kanada dran hatte…
Wohin gehst du?
Wenn ich alt bin, wandere ich nach Spanien aus und kaufe mir ein Haus mit Swimmingpool und großer Sonnenterasse
Wo bist du am liebsten?
Auf der Nordseeinsel Spiekeroog auf dem Zeltplatz. Es ist Natur und Erholung. Auf dem Zeltplatz gibt es einen Bioladen, die Frauen duschen alle mit Dr. Hauschka und haben Haare auf den Beinen.
Woran glaubst du?
An die Werte Liebe, Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Menschlichkeit.
Woran glaubst du nicht (mehr)?
an Madonna
Was liebst du (an deiner Arbeit)?
Kreativität
Was hasst du (an deiner Arbeit)?
Nichts
Was liest/hörst du gerade?
Buch: 'Just Kids' von Patti Smith, Platten 1-5: Larry Levan 'Final Night' (Live Recording of Larry Levan at the Paradise Garage the last weekend when it’s opening Sept 25-28, 1987)
www.empfehlung.de(ine)?
www.inlovewith.net
http://www.dial-rec.de/
http://lousylivin.wordpress.com/
http://www.thebrokenheartsclubberlin.com/
Foto>Lisa Wassmann

Donnerstag, 4. März 2010

FILM // MÄNNER DIE AUF ZIEGEN STARREN

http://www.stylemag-online.net/2010/03/04/manner-die-auf-ziegen-starren/


























Kann sich noch jemand an das tolle Video von Fatboy Slim zu 'Praise You' erinnern? Menschen, die eurythmisch und ihren Körper in Extase tanzen. Eine ähnliche Szene findet sich in Grant Heslovs Kinoregiedebut 'Männer die auf Ziegen starren'. Aber keine verrückte Performancegruppe in Nickipullis, sondern Jeff Bridges, George Clooney und Kevin Spacey hüpfen ausgelassen, in Army-Uniform und mit Blumen in der Hand zum Titelsong 'More than a Feeling' von Boston. Die scheinbar aberwitzige Story mit ihrem unverheißungsvollen, noch aberwitzigeren Titel beginnt mit dem Nasenbeinbruch eines Lieutenants, nach seinem Versuch durch eine Wand zu gehen.
Auf den Spuren einer parapsychologischen Einheit der amerikanischen Regierung begegnet der Kleinstadtreporter Bob Wilton (Ewan McGregor) dem angeblich Besten dieser Jedi-Krieger, Lyn Cassady (George Clooney) und folgt ihm auf eine Mission in die irakische Wüste. Denn 'Lyns Geschichte war unglaublich, verrückt und absolut wahr.'
Lyn erzählt, wie er in die Spezialeinheit, der 'New Earth Army' gekommen ist und was er unter Anführer und Ober-Guru Bill Django (Jeff Bridges) alles gelernt hat: Hellsehen, durch Wände gehen, Wolken sprengen und Ziegen töten – durch Anstarren. 'Ihr werdet eine Psychowaffe sein!', versprach Bill und verschwand eines Tages spurlos.
Auf der Suche nach ihm landen Bob und Lyn in einem Wüstencamp für nicht mehr nur para-, sondern psychologische Kriegsführung. Unter der Leitung des damals abspenstigen Verräters Larry Hooper (Kevin Spacey) werden Gefangene mit Blitzlicht und lauter Kinderlied-Beschallung gefoltert, und auch ein Ziegenstall befindet sich auf dem Gelände – Lyns Vergangenheit holt ihn ein, der Alptraum von der getöteten Ziege muss ein Ende haben. Nachdem Bob und Bill LSD in das Trinkwasser mischen, wird in einem Showdown schließlich alles wieder gut, Ziegen und Gefangene werden befreit.
Regisseur Heslov gelingt eine großartige Persiflage auf nahezu alle esoterischen und paranormalen Methoden und Klischees, nicht zuletzt dank der absoluten Starbesetzung in absurden 'Anti-Rollen'. Wer wollte nicht einmal George Clooney in Bademantel und Adiletten, mit Ziege auf dem Arm und Tränen in den Augen, Kevin Spacey auf LSD und Jeff Bridges als Yoga-Guru sehen? Und Ewan McGregor guckt zunächst genauso irritiert wie die Zuschauer des Films.
Doch wie zu Beginn des Films angedeutet wird, ist doch nicht alles so unglaublich, wie es scheint. 'Männer die auf Ziegen starren' basiert auf einem Sachbuch über jahrelange, geheime Anstrengungen der US-Army zur Ausbildung einer Einheit von 'New Age Kriegern' mit übersinnlichen Kampfmethoden. Und vielleicht ist der lange Witz mit seinem schallenden Nachhall am Ende doch ein bisschen ernst, und vielleicht schafft es Ewan McGregor am Ende doch durch die Wand?
www.ziegen.kinowelt.de