Freitag, 23. Oktober 2009

MUSIC // SONIC YOUTH LIVE

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Laut, lauter, Sonic Youth! Das Konzert in der Columbiahalle war ausverkauft und bis unter die Decke voll gestopft. Allerdings mit entspanntem Publikum – so hatten auch drängelnde Zuspätkommer eine Chance auf die zweite Reihe, ganz vorne, zu den Füßen der legendärsten, avantgardistischen Rockband. Das bedeutet nun auch Taubheit für den Rest der Woche, die man aber gerne in Kauf nimmt.
Mit 'No Way' enterten Sonic Youth die Bühne und entfachten ein psychedelisches Klanginferno. Extrem laute Gitarrenriffs und schrille Rückkoppelungen bestimmten den experimentellen, plastischen Sound. Dazu hauchten und heizten Thurston Moore, Kim Gordon und Lee Ranaldo ihre expressiven Vocals durch alle Tonlagen. Dass die Bandmitglieder mittlerweile über 50 sein sollen, muss ein Gerücht sein! Die sehen höchstens aus wie knappe 40, rocken alle 30jährigen an die Wand und sind much more sexy than all the 20s! Besonders Kim Gordon, in ärmellosem Silberkleidchen, konnte man nur ehrfürchtig anstarren. Statt des Outfits wechselte sie fast alle drei Songs ihre Gitarre, und Madonna könnte sich nicht nur an ihren Oberarmen ein Beispiel nehmen.
Die Band spielte fast ihr komplettes neues Album 'The Eternal', dazwischen Songs aus den 1980ern, sparte sich aber (leider) die 1990er. Ein cooles Set plus kunstvoller Inszenierung mit leuchtenden Paintings, die aussahen, wie ausgebrannte Körper auf Bettlaken. Illuminiert in Purpur, Violett und Yves-Klein-Blau (passend zu 'Sacred Trickster') bewegte sich das Publikum vor der Bühne zu Songs wie 'Calming the Snake', 'Silver Rocket', 'Massage the History', 'Shadow of a Doubt' und 'Tom Violent' hypnotisch bis tranceartig. 'Antenna' und 'Cross the Breeze' brachten alle Körper zu epileptisch-hektischen Ausfällen.
Nach 100 Minuten wurde die zweite Zugabe schließlich mit einer fulminanten 'Death Valley '69'-Version gekrönt, und die Gitarre quietschend, dröhnend am Verstärker gekreuzigt. Doch das lauteste Publikum, das die Columbiahalle je gehört hatte, wollte das Ende nicht wahr haben. Auch eine viertel Stunde später gab es noch kreischenden Support, als die hell erleuchtete Bühne längst von der Technik geräumt wurde.
Unter Sonic Youth Nerds und Musikredakteuren wurde heute gemäkelt, das Konzert sei gut gewesen aber es hätte bessere gegeben – die gestellten Erwartungen an eine Band mit einer 30jährigen Geschichte experimenteller Rebellion, Konzerten und Festivals sind sicher sehr hoch und der Bühnenverwüstung nach oben keine Grenzen gesetzt. Trotzdem: Wer an gestern Abend etwas auszusetzen hat (außer dem intonationstechnisch defekten Supportact) hat es einfach nicht verstanden oder will nur mit seiner exklusiven Konzert-Vita angeben!
www.sonicyouth.com
www.matadorrecords.com

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