Freitag, 19. Februar 2010

FILM // I'M HERE

http://www.stylemag-online.net/2010/02/19/berlinale-„i’m-here“/
























Eine der beliebtesten Metaphern für die Trostlosigkeit und Melancholie des Alltags ist der Blick aus dem Fenster, eines fahrenden Busses zum Beispiel. Doch anders als in unserer Welt sitzt in Spike Jonzes Kurzfilm 'I’m Here – A Lovestory in an Absolut World' ein Roboter dort – mit einem Kopf wie der Rechner eines alten PCs – und guckt aus großen blauen Augen traurig auf die vorbeirauschenden Straßenszenen.
Der Roboter Sheldon (Andrew Garfield) leidet unter der Einsamkeit, der Leere seiner Wohnung und seines Alltags, bis er die Roboter-Frau Francesca (Sienna Guillory) trifft. Sie nimmt den schüchternen Sheldon mit auf eine Party, überrumpelt ihn mit ihrer Extrovertiertheit. Er lässt sich mitreißen, verliebt sich und seine Welt scheint wieder in Ordnung. Francesca ignoriert die Unterschiede zwischen Robotern und Menschen in dieser Welt und boykottiert ihre technische, körperliche Beschaffenheit.
Übermütig stürzt sie sich in die pogende Menge auf einem Konzert und verliert dabei ihren Unterarm. Sheldon findet nur noch die zertretenen Teile des abgerissenen Gliedmaßes, zögert keine Sekunde und schraubt ihr seinen eigenen Arm an. Leider passieren der wilden Roboter-Frau öfter solche Missgeschicke bis schließlich nicht mehr viel von ihr übrig ist.
Nach seiner Vision 'Ordinary Is No Place to Be' kreierte Jonze ein 30-minütiges, anrührendes Märchen vom Ausbruch aus Routine und Zweiklassengesellschaft und vom Verlangen nach Lebensinhalt und Liebe. Die äußerlich maschinellen Protagonisten wirken eindrucksvoll humanoid, deshalb drängt sich nur eine Frage auf: Warum gibt es in dieser Welt kein Werkstatt-Krankenhaus mit Ersatzteillager, in denen die armen Roboter wieder zusammengeflickt werden können?
'I’m Here – A Lovestory in an Absolut World', Spike Jonze, USA 2010, Englisch
www.imheremovie.com/
www.berlinale.de

Freitag, 12. Februar 2010

FILM // DIE ZWEI LEBEN DES DANIEL SHORE

http://www.stylemag-online.net/2010/02/12/die-zwei-leben-des-daniel-shore/



























Langsame Kameraführung über eine mediterrane Terrasse in dämmrig gelb-blauem Licht, symmetrisch angeordnete Blumenkübel, ein Pool. Der näher kommende Ton wird mehrstimmig und dröhnend. Die Kamera stoppt über einem kleinen Jungen, der ausgestreckt auf den Fliesen liegt, mit dem dunklen Schopf in einer Blutlache.
Michael Drehers Filmdebut 'Die zwei Leben des Daniel Shore' beginnt mit einer unbehaglichen Grundstimmung. Der Amerikaner Daniel Shore (Nikolai Kinski), gerade aus Marokko zurück, bezieht in Deutschland die Wohnung seiner verstorbenen Großmutter in ihrem Mehrfamilienhaus. Die Handlungsstränge laufen achronologisch parallel. In die Gegenwart der Stuttgarter Kleinbürgerei mischen sich die Bilder aus Daniels vergangenem Urlaub in Nordafrika. So undurchsichtig wie Daniels Bekanntschaften in Marokko - ein 'Schieber', der ihm sein Appartement leiht, eine Geliebte, die scheinbar in Schwierigkeiten steckt - so gespenstisch wirken auch seine neuen Nachbarn in dem Haus der Oma. Die Haushälterin Kowalski (Judith Engel) fühlt sich von dem neuen Mitbewohner bedroht, die Sängerin Elli von nebenan (Katharina Schüttler) drängt sich auf, der Bankangestellte Feige (Matthias Matschke) scheint ein Geheimnis zu haben.
Daniel ist skeptisch, hält sich zunächst zurück und konzentriert sich auf die Suche nach einem Doktorvater für seine Arbeit, wird aber zunehmend in die groteske Gemeinschaft der Hausbewohner hineingezogen. Dazu holen ihn die beklemmenden Ereignisse mit seiner Affäre aus dem Marokkoaufenthalt und seine Schuldgefühle, die anscheinend mit dem Tod des kleinen Jungen in Zusammenhang stehen, ein. Nach einem Konzertabend in Daniels Wohnung, zu dem er von seinen Nachbarn und allerhand bizarren Gästen überrumpelt wird, spitzen sich die Ereignisse zu. Durch den Spion seiner Wohnungstür beobachtet er die seltsamen Verstrickungen der Bewohner. Ist er einem Verbrechen auf die Schliche gekommen, wird der kleine Nachbarjunge misshandelt oder sieht er Gespenster? Was ist Einbildung, was Realität, was Gegenwart und was Vergangenheit?
Dreher gelingt ein kafkaesk beklemmender Psychothriller, mit der perfekten musikalischen Unterstützung von Lorenz Dangel, kunstvoll inszenierten Sets und einer hervorragenden Besetzung. Insbesondere das subtil paranoide Spiel Kinskis, zwischen der windigen Freiheit in Marokko und der drückenden Enge im Altbau der Oma, fesselt und begeistert. In die düstere Grundstimmung mischt sich skurrile Komik, meist durch Katharina Schüttler, die die Figur der leicht psychotischen Elli charmant überspitzt. Mit einem überraschenden Knall verabschiedet der Film sein Publikum, ohne alle rätselhaften Wirrungen und unkonkreten Rollen aufgeklärt zu haben, dafür mit einem bleibenden Schauer auf der Haut.
www.danielshore.kinowelt.de

Dienstag, 2. Februar 2010

BETTER PLACE // VERY ECOLOGICAL

http://www.stylemag-online.net/2010/02/02/very-ecological/





























































Seit mittlerweile zehn Jahren begleitet der 'Very Styleguide' urbane Archäologinnen auf der Suche nach den sensationellsten Ausgrabungen durch die internationalen Kultur- und Shopping-Ballungsräume New York, London, Paris und Berlin. Das Heftchen, das den Ortsunkundigen niemals outet, weil es so schmal und komprimiert ist, passt problemlos in klitzekleinste Täschchen. Statt der breiten Lonely-Planet-Trampelpfade verrät der 'Styleguide' nicht die billigsten, sondern persönlichsten Tipps ausgesuchter Protagonisten, die den jeweiligen Hot Spot repräsentieren: Designer, Künstlerinnen, Musiker, Schauspielerinnen, Architekten und Autorinnen verraten ihre Lieblings-Restaurants, -Cafes, -Bars, -Shops, -Galerien, und -Plätze. Zu finden sind diese dank liebevoll handgezeichneter Karten.Zum Geburtstag hat sich die Redaktion was Neues ausgedacht: Mit einem Flip-Cover bekommen die ökologischen Adressen ihren eigenen Bereich: organic food und Restaurants, Öko- und Flohmärkte, Yoga Kurse, Vintage Läden und Grünflächen.
www.verystyleguide.com